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Eine ambulante präventive Behandlung von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom spart im Vergleich zur klinischen Versorgung viel Geld. Doch der Aufwand wird den spezialisierten Zentren nach EBM nicht ausreichend honoriert.
Von Hauke Gerlof
Regelmäßige Fußkontrolle ist bei Diabetikern essenziell. Sind erst einmal offene Wunden vorhanden, wird die Behandlung oft schwierig.
NEU-ISENBURG - Diabetologen, die Patienten mit einem Diabetischen Fuß intensiv betreuen, kommen bei einer Honorierung nach EBM nicht auf ihre Kosten.
Die Leistung nach Gebührenordnungsposition (GOP) 02311 (je Bein, je Sitzung, 140 Punkte, 15,15 Euro) sei nicht kostendeckend kalkuliert, sagt Diabetologe Dr. Dietrich Tews aus Gelnhausen.
Tews hat nachkalkuliert, welche Kosten ihm bei der Behandlung dieser Patienten entstehen. Dabei ist er auf eine deutliche Unterdeckung gekommen – die Kosten übersteigen die EBM-Erlöse.
Viel schlimmer, so Tews, sei es, dass er beispielsweise im letzten abgerechneten Quartal im Vergleich zu allen anderen Hausärzten, die die Ziffer abgerechnet hatten, 412 Prozent mehr Fälle hatte.
Weil die Leistung durch ein qualifikationsgebundenes Zusatzvolumen (QZV) gedeckelt sei, wurden „von der angeforderten Leistung 70 Prozent einfach gestrichen“, klagt der Diabetologe. Viele Kollegen böten die Leistung deshalb überhaupt nicht mehr an.
209 interdisziplinär arbeitende Fußbehandlungseinrichtungen
„Die Behandlung des Diabetischen Fußes, der chronisch, rezidivierend und nicht heilbar, aber durchaus gut zu versorgen ist, ist im EBM nicht abgebildet“, bestätigt Dr. Joachim Kersken, Chefarzt der Klinik für Diabetologie im Klinikum Westmünsterland, auf Anfrage.
Das wüssten die Krankenkassen auch und hätten deshalb in manchen Regionen, etwa in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg, Sonderverträge abgeschlossen, sagt Kersken. Er ist zweiter Sprecher der AG Fuß in der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Mit den Verträgen werden die Behandlungsleistungen in den spezialisierten Zentren ermöglicht“, so Kersken weiter.
In den Regionen, in denen keine Strukturverträge verhandelt sind, „gibt es auch weniger Fußzentren“. Insgesamt waren Ende 2018 in Deutschland 298 interdisziplinär arbeitende Fußbehandlungseinrichtungen zertifiziert, 224 als ambulante und 74 als klinische Einrichtung.
Den Zusammenhang zwischen leitliniengerechten Strukturen in der Versorgung und Amputationsraten hat im vergangenen Jahr eine Studie aus England gezeigt (Diabet. Med 2018; 35: 53-62).
Erschwerend kommt laut DDG hierzulande hinzu, dass die Kassen noch immer eine nicht ausreichend diagnostizierte und frühzeitige Amputation nach DRG besser honorieren, als Kliniken, die versuchen, Amputationen zu vermeiden.
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